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Baugeschichte

Bereits kurz nach dem Tod Kaiser Wilhelms I. (1797–1888) am  9. März 1888 gab es zahlreiche Vorhaben, dem ersten Deutschen Kaiser und König von Preußen, ein Denkmal zu setzen. Auch der Provinzialverband, der Vorläufer des heutigen LWL, plante ein solches Ehrenmal und entschied sich 1889 mit 43 zu 36 Stimmen für die Porta Westfalica (Westfälische Pforte) als Standort und Landschaftsmarke mit hoher Fernwirkung. Sein Erbauer war der noch junge und schon sehr gefragte Architekt Bruno Schmitz (1858-1916). In einem Wettbewerb wurde im Jahr 1890 sein Vorschlag unter 56 Bewerbern ausgewählt. Das sieben Meter hohe Standbild des Kaisers gestaltete der ursprünglich aus Herzebrock stammende Wiener Bildhauer Caspar von Zumbusch (1830-1915).

Das Kaiser-Wilhelm-Denkmal, Foto: LWL

Ein Monument mit Weitblick

In nur vier Jahren Bauzeit entstand zwischen 1892 und 1896 das Kaiser-Wilhelm-Denkmal in 268 Metern Höhe auf dem Wittekindsberg in Porta Westfalica. 

Im »Zyklopenstil« gebaut, ist das Denkmal vom Fuß des Ringsockels bis zur Spitze 88 Meter hoch und somit das zweithöchste Denkmal in Deutschland. Zeitweise waren über 100 Arbeiter auf der Baustelle beschäftigt, die 13.000 Kubikmeter Sandstein und 3.000 Meter Treppenstufen auf dem natürlichen Felsen als Unterbau verlegten. Für alle sichtbaren Architekturteile verwendete man Portasandstein aus einem in der Nähe gelegenen Steinbruch.
 

Bewegte Zeiten: Der „Willem“ auf wackligem Grund

In den Folgejahren war das Areal heftigen Belastungen ausgesetzt. Schon während des Baus der Ringterrasse traten im Erdreich und in der bis zu 26 m hohen Steinfüllung Setzungen. Aus großen Ausbuchtungen in der Ringmauer lösten sich 1912 teilweise Steine, die den Hang hinab stürzten. Die Baukosten wurden damals auf eine Million Mark (nach heutiger Kaufkraft ca. 9,9 Mio. Euro) beziffert.

Fast 100 Meter unter dem Denkmal befand sich der „Denkmalstollen“ von ca. 90 Metern Länge und 16 Meter Höhe, dessen weitere Vergrößerung mit der Fertigstellung des Denkmals beendet wurde. Erst Ende des Zweiten Weltkrieges wurde dieser Stollen unter der Bezeichnung „Stöhr 2“ von den Nationalsozialisten mit Stahlbetondecken und Treppen versehen und auf vier Stockwerken zu einer Produktionsstätte mit ca. 5.400 qm ausgebaut.

Vom Herbst 1944 bis April 1945 fertigten hier Zwangsarbeiter Rüstungsgüter u. a. für die Luftwaffe. Unter der Verwaltung der Britischen Rheinarmee wurde 1946 der Eingang zum Stollen gesprengt, wodurch ein großer Teil der Ringterrasse abrutschte. Das Denkmal selbst blieb, abgesehen von den Spuren eines Artilleriebeschusses während des Krieges, unbeschädigt.

Im Jahr 1956 begann man mit der Beseitigung der Schäden und reduzierte dabei die Plattform erheblich. Schon seit der Einweihung war das Denkmal mit seiner grandiosen Aussicht über das Weserbergland und die norddeutsche Tiefebene als Ausflugziel sehr beliebt. Aus einem Kioskbereich entwickelte sich im Laufe der Zeit am Parkplatz eine Denkmal-Gastronomie, die über die Jahrzehnte ausgebaut wurde. Allerdings überalterte die Infrastruktur seitdem zunehmend und die Attraktivität nahm über die Jahre ab, was bis zur Schließung der Anlagen führte.
 

Luftbild der Baustelle, Foto: Firma Kögel

Der Kaiser in neuem Gewand: Restaurierung und Neukonzeption

Nach knapp 120 Jahren bedurfte der „Willem“ also einer zeitgemäßen Frischzellenkur. Der LWL als Eigentümer hatte 2015 beschlossen, mit der notwendigen Sanierung das Denkmal durch ein Restaurant und ein Besucherzentrum aufzuwerten. Dafür hatte der Verband zuvor einen Wettbewerb mit 15 Architekturbüros ausgelobt, die Ideen für die zukünftige Nutzung des Denkmalareals entwarfen. Unter den eingereichten Entwürfen gewann das Architekturbüro Peter Bastian Architekten BDA aus Münster. 

Innerhalb von 18 Monaten wurde das Kaiser-Wilhelm-Denkmal bis zur Eröffnung am 8. Juli 2018 umfassend saniert. Die aufwändige Rekonstruktion der ursprünglichen Ringterrasse erfolgte mit Hilfe großer Mengen Zement. In bis zu 30 Metern Tiefe ist nun der wiederhergestellte Ringsockel aus Oberkirchner Sandstein zu sehen. Oberhalb des Sockels erstrecken sich die wiederhergestellten Ringbögen als Aussichtsfenster der zukünftigen Gastronomie in die Höhe. Insgesamt wurden über 1.500 Tonnen Naturstein handwerklich verarbeitet.

Die Baugeschichte im Überblick:

1890 Wettbewerb für Entwurf eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals

1896 Einweihung

1912 Steine lösen sich aus der Ringmauer

1944 Rüstungsproduktion im Stollen

1946 Sprengung

1956 Räumung der Kriegsschäden

2015 Juryentscheid für Architekturbüro Bastian

2016 Baubeginn

2018 8. Juli Wiedereröffnung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals mit Besucherzentrum